Fünfte Welle – erste Impfung

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Die allermeisten Impfungen im Kanton Solothurn heutzutage sind Boosterimpfungen. Es gibt aber auch noch einige Erstimpfungen verabreicht. Wir haben uns in Selzach umgehört: Was sind die Gründe, dass man sich heute noch impfen lässt? Und wieso hat man so lange gewartet?

Rund 130 Personen pro Tag haben sich in den vergangenen drei Wochen im Kanton Solothurn das erste Mal gegen Corona impfen lassen. Etwa die Hälfte davon tat das im Impfzentrum in Selzach. Wir haben uns dort umgehört. Es werden unterschiedliche Gründe genannt, warum man sich heute noch das erste Mal impfen lässt.

Manche fühlen sich indirekt dazu gezwungen. So gibt es einige Stimmen, die sich aufgrund der Ausweitung der Zertifikatspflicht zum Impfen gedrängt fühlen. Ein Familienvater meint dazu:

«Ohne Impfung können wir als Familie eigentlich nichts mehr unternehmen. Ich stehe nicht hinter der Impfung, will mein Kind aber auch nicht nur zu Hause sitzen lassen».

Weitere Argumente sind das Abstimmungsresultat über das Referendum des Covid-Gesetzes sowie die andauernde kritische Situation in den Spitälern. Auf die Rückfrage, weshalb die kritischen Situationen in vorherigen Wellen der Pandemie die Erstimpfenden nicht schon früher zum Impfen bewegten, herrscht oft erstmals nachdenkliche Stille. 

Ein älterer Herr sagt: «Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich komme nicht aus Überzeugung oder weil ich denke, dass es mir etwas Gutes tut. Ich hoffe, dass die Impfung ein Ausweg aus der Pandemie ist.»

Manche befürchten Nebenwirkungen

Eine jüngere Frau, die ebenfalls anonym bleiben will, hofft mit der Impfung auf einen milden Verlauf bei einer Ansteckung: «Ich glaube, ich bin zur Erkenntnis gekommen, dass wir alle uns damit infizieren werden. In meinem Umfeld hatten es in letzter Zeit auch immer mehr.» Diese hätten zwar keine extrem schweren Verläufe gehabt, aber doch mindestens zehn «beschissene» Tage. «Wenn ich dies mit der Impfung vermeiden kann, will ich es versuchen.»

Andere wiederum sind froh, bis jetzt mit dem Impfen gewartet zu haben. Sie begründen das etwa mit dem Schnellzugverfahren der Impfstoffzulassungen. Ein junger Mann argumentiert: «Mein Gefühl sagt mir, dass eine seriöse Impfzulassung ungefähr drei bis fünf Jahre dauert. Auch wenn man über diese Impfung behauptet, dass die ganze Welt daran arbeitet. Aufgrund dieser Unsicherheit habe ich mit der eigenen Impfung auch bis heute gewartet.»

Am häufigsten werden aber die möglichen Nebenwirkungen als Argument für das Zögern genannt. «Wir haben Respekt vor der Impfung. Wir hören immer mehr von schlimmeren Nebenwirkungen», sagt zum Beispiel der Familienvater.

Die Bereitschaft, Auskunft zu geben, hält sich in Grenzen

Kaum jemand will seine persönlichen Beweggründe für die Erstimpfung preisgeben, und dabei gleichzeitig Vor- und Nachnamen nennen. So will ein Mann auf keinen Fall seinen Namen plus ein Foto in der Zeitung sehen. Er habe ein Unternehmen und wolle mit seinen Aussagen keinen beruflichen Schaden anrichten. 

Eine junge Frau kam heimlich zur Impfung. Ihr nahes Umfeld habe kein Verständnis für diesen Schritt und sie wolle sie mit der Berichterstattung keine weiteren Konflikte befeuern. 

Einige erklären sich dann doch bereit, erkennbar Auskunft zu geben. Es sind Personen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Argumenten: Von solchen, die in der Pflege tätig sind über Unternehmende bis hin zu Arbeitenden in der Industrie- oder Baubranche. Die Mehrheit ist sich einig, dass sie mit ihrer Impfung einen Teil zur Eindämmung der hohen Fallzahlen und somit der Pandemie beitragen.

Die Beweggründe:


Dieser Artikel erschien erstmals am Samstag, 11. Dezember 2021 in der Solothurner Zeitung. Klicke hier für die publizierte Version.

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